Die Strecke von Krefeld über Meerbusch bis Düsseldorf.
Keine Strecke in meinem Leben ist so mit Gedanken und Erinnerungen behaftet,
wie diese. Es sind so unglaublich viele schöne, glückliche und teilweise auch
traurige Erinnerungen, die mir in den Kopf kommen, wenn ich sie fahre. Egal in
welcher Lebenssituation ich war, war ich meist irgendwie glücklich, versöhnt,
ausgeglichen oder ruhig. Ich bin diese Strecke wirklich schon gefühlte tausend
Mal gefahren, und ich erinnere mich fast an jede Fahrt. Irgendwie... ja
irgendwie sind alle diese Fahrten etwas Besonderes in meinem Herzen geblieben
oder geworden. Nirgendwo kann ich so gut nachdenken, Entschlüsse fassen oder in
Erinnerungen schwelgen. Ja manchmal wenn es mir besonders schlecht ging, bin
ich einfach nur von Endhaltestelle zu Endhaltestelle gefahren. Und bin ein
Stück glücklicher oder mit neuer Erkenntnis ausgestiegen. Diese Strecke ist
meine Strecke, und diese kann mir niemand nehmen. Nachdem mir schon so oft
alles genommen wurde, bleibt sie einfach mein konstanter Weg. Warum das so ist?
Ich weiss es nicht.
Als ich wie jeden Donnertsag zur Zeit die Bahn nahm, erinnerte ich mich mal
wieder an so einige Fahrten.
Die Fahrt mit Alex in unser peinlichstes Verderben, über das wir bis heute
mit niemandem sprechen.
Als ich mit Mona, in den Sommerferien, mein komplettes Taschengeld für
Starbucks draufgingen ließ.
An die Fahrt, als ich die Schule schwänzte, um in einem der ausgewählten
Saturn Filialen zur Erscheinung des neuen My chemical Romance Albums ein
limitiertes T-Shirt zu bekommen. (Sie wussten davon übrigens nichts)
In meiner Emophase legte ich übrigens immer meinen Rucksack auf die Bank um
dort meine Füße drauf zu platzieren. Da konnte ich den Rentnern immer eins
auswischen, damit dass meine Füße ja nicht das Polster berührten. Rebellisch.
An die Fahrten, als ich ein oder zwei Tage nach unseren wöchentlichen Tubse
Eskalationen, von Dennis aus nach Hause fuhr.
Die Magic Moments Frau.
Als ich vollkommen betäubt deine Hand hielt, und du mir das Leben
versprachst.
Daran, wie ich als Möchtegern Schwäbin 45 Minuten lang über den Voith Paper
Flaschenöffner philosophierte.
Betrunkene und schlafende Fahrten.
Wie wir nachts, zu Fuß, die halbe Strecke liefen, weil Dennis der Meinung
war, dass es nicht weit sei.
Wie ich weinend und betrunken auf dem Weg zu meiner Praktikumsstelle war,
weil du neben mir eine zweite Beziehung führtest.
Als ich mit Alessandro bei 40°C an den Sitzen klebte, und die Bahn eine Panne hatte.
An die Fahrt vor genau einem Jahr, als ich dachte, ich müsste sterben und an
die Fahrt heute, bei der ich die Welt mit so neuen Augen betrachte.
Diese Strecke ist die Fahrt durch mein Leben, und ich liebe sie. Ich bin
gespannt, woran ich in 20 Jahren noch denke, wenn ich sie entlangfahre.
"Als ich vollkommen betäubt deine Hand hielt, und du mir das Leben versprachst."
AntwortenLöschentrauriger, aber auch irgendwie schöner text <3
toll geschrieben jedenfalls :)
vielen,lieben dank<3
AntwortenLöschenah wie cool!=D was machst du denn ein bis zweimal in düsseldorf dann? :D
aber das ist ja schon mal seehr cool:)
ui, sehr schöner und nachdenklicher text.. total interessant was man mit so einer simplen sache wie dem alltäglichen zugfahren doch verbinden kann !:)